Samstag, 6. Dezember 2014
Ephyra.....Griechenland
Ephyra....das Totenorakel


Wir hatten ein Appartement in dem kleinen Ort Ammoudia im Epirus gebucht, der sich in einer malerischen Bucht zum Ionischen Meer eingekesselt von zwei Hügeln ausbreitete. Flach abfallendes Meer und der wilde, tobende Acheron, der hier mündete, bildeten einen grandiosen Kontrast.
Doch nicht nur der Acheron war ein Ziel unserer Erkundungen, sondern auch das nahe gelegene Totenorakel Ephyra.
Eine Magie ging von diesem Ort aus, den man schon von weitem auf einem Hügel erkannte.
Eines Tages war es dann soweit, wir wollten dorthin hinabsteigen, wo angeblich auch Odysseus auf Rat der Zauberin Circe eine Antwort auf das Ende seiner jahrelangen Irrfahrten erhoffte.
Endlich heimkehren nach Ithaka wollte er, heim zu Penelope.
Wir machten uns auf den Weg, fuhren die schnurgerade Strasse Richtung Hauptstrasse, überquerten diese und sahen schon das Schild EPHYRA am Wegesrand, kurz hinter der Tankstelle.
Delphi und Dodoni kannten wir bereits. Auch hier wurden Orakelsprüche verkündete. Doch diese Orakelstätten waren nicht unterirdisch. Man musste nicht hinabsteigen zu den Toten, um Weissagungen zu empfangen.
Man stand mit beiden Beinen auf der Erde und sah den Himmel, das war ein Riesenunterschied zu jenem Totenorakel nahe dem Örtchen Mesopotamos.
Ephyra zog mich magisch an und dennoch beschlich mich Ehrfurcht, als wir nach ein paar Minuten Fussweg am Eingang standen. Bei diesem Orakel würde der Himmel verschwinden, wir würden ihn zurücklassen, um in die Erde hinabzusteigen.

Ephyra liegt nördlich des Dorfes Mesopotamon und gab dem Totenorakel seinen Namen.
Es war einst eine spätmykenische Stadt, von der leider nur noch wenig übrig geblieben ist
auf diesem kleinen Hügel. Auf dem Bergkegel ist noch eine kleine Kirche von weitem zu
erkennen.
Mesopotamon, zwischen den Flüssen. Noch heute mündet der Pyriphlegeton in den Kokytos
und genau dort, wo er sich mit mysteriösen ACHERON, dem Totenfluss, vereint, genau dort
liegen noch heute die Überreste von Ephyra. Hier also war der Zugang zum Hades, der Unterwelt, den auch Odysseus und andere seiner Zeitgenossen, gesucht haben.
Selbst Weiden, Erlen und Pappeln wachsen hier, so wie es uns HOMER überliefert hat.

Wenn man hinabsteigt auf diesen schmalen, quietschenden Stufen, wird einem schon etwas mulmig in der Magengegend. Man glaubt seltsame Geräusche zu hören, Stimmen aus dem Jenseits, die uns etwas mitteilen wollen. Als würden die Seelen der Verstorbenen immer noch hier umherwandeln, jenseits jeder Art von Zeitgefühl.

Jeden einzelnen Raum bestaunten wir und tasteten uns langsam und vorsichtig vor durch dieses unterirdischen Gemäuer. Hier und da standen antike Vorratsbehälter dekoriert an den Wänden, um dem Besucher eine Vorstellung zu geben, wie es hier früher ausgesehen hat.
Kein Licht, keine Sonne, alles wirkte sehr gespenstisch. Groß ist diese Anlage nicht, die
Man zu Fuß durchqueren kann, aber sie hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Nach gut einer Stunde kehrten wir zurück an den Ausgangpunkt, einer alten Holzleiter, die wir wieder hinaus ins Sonnenlicht besteigen mussten.

Es war schon sehr unheimlich dort unten, selbst nach so langer Zeit strömt noch etwas
Mystisches durch dieses unterirdische Labyrinth. Ich war froh, als ich das Sonnenlicht wieder sah und Boden unter den Füssen hatte.

Maria L K

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